Sehtest bei Kindern:

So werden junge Augen überprüft

Fehlsichtigkeiten können bei kleinen Kindern zu dauerhafter Sehschwäche führen. Frühe und regelmäßige Sehtests sind daher besonders wichtig. Die Tests sind auf die unterschiedlichen Entwicklungsstadien abgestimmt. Zudem können Eltern zu Hause mit einfachen Mitteln Hinweise auf die Sehfähigkeit der Kleinen gewinnen.


Warum ein Sehtest für Kinder?

Das Sehvermögen eines Kindes ist bei seiner Geburt noch nicht vollständig entwickelt. Erst in einem Alter von etwa sieben Jahren verfügt es über die komplexe Sehfähigkeit eines Erwachsenen. Um mögliche Fehlentwicklungen erkennen und korrigieren zu können, sollten Kinderaugen häufiger getestet werden. Im Rahmen der vier obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr widmet sich der Kinderarzt auch dem Sehvermögen des Kindes. Zusätzlich lässt sich mit einfachen Mitteln eine Einschätzung gewinnen, ob die Sehentwicklung der Kleinen problemlos verläuft.

Spätestens wenn Eltern ungewöhnliches Verhalten bemerken, das mit einem gestörten Sehen ihres Kindes zusammenhängen könnte, wird ein Sehtest nötig. Das ist besonders wichtig, um eine mögliche Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Hornhautverkrümmung frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Auch das bei Kindern häufiger auftretende Schielen (Strabismus) muss bereits im Anfangsstadium behandelt werden, ansonsten können Kinder eine lebenslange Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln. Ihr Gehirn lernt dabei nicht, die unterschiedlichen Seheindrücke des linken und des rechten Auges zu einem gemeinsamen Bild zusammenzuführen.

So läuft ein Sehtest für Kinder ab

Kinderaugen lassen sich nicht auf dieselbe Weise untersuchen wie die Augen Erwachsener. Gerade die Sehschärfenbestimmung ist oft sprachgestützt: Die Testperson muss beispielweise angeben, an welcher Stelle die ihr gezeigten Landoltringe (ringförmige Testmuster mit festgelegter Form) eine Öffnung haben. Und die Verwendung von Schrifttafeln setzt nicht nur das Sprech-, sondern zusätzlich das Lesevermögen voraus.

Eine Sehschärfenmessung auch bei sehr kleinen Kindern ist oft mit dem Autorefraktometer möglich. Es kann den Brechwert der Augenlinse per Infrarotstrahlen ermitteln. Dazu muss das Kind lediglich lange genug in die Okulare des Messgerätes schauen. Das Ergebnis sind Werte, die der Augenarzt oder Augenoptiker dann mit ergänzenden Tests präzisiert.

Für die Sehschärfenbestimmung wird dann ein visueller Test durchgeführt. Statt Ringe oder Buchstaben werden dabei Kindersehzeichen gezeigt. Das sind Symbole oder Gegenstände, die auch bereits kleine Kinder erkennen und benennen können. Kann das Kind noch nicht sprechen, gibt man ihm Karten, auf denen das gezeigte Objekt abgebildet ist. Bei einem Wiedererkennen zeigt das Kind dann die entsprechende Karte. Bei Kindern werden wie bei Erwachsenen beide Augen jeweils einzeln und dann noch einmal gemeinsam getestet.

Eine weitere Möglichkeit zur Sehschärfenbestimmung bei kleinen oder auch großen Testpersonen, die nicht sprechen können, bietet die Skiaskopie. Hierbei wird zuerst mittels pupillenerweiternden Augentropfen die unbewusste Naheinstellung des Auges (Akkomodation) außer Kraft gesetzt. Dann erzeugt der Augenarzt oder Augenoptiker mittels einer Speziallampe einen Lichtreflex auf der Netzhaut und bewegt ihn. Aus der Bewegungsrichtung der Lichterscheinung lassen sich Rückschlüsse auf eine möglicherweise vorhandene Kurz- oder Weitsichtigkeit ziehen. Setzt der Augenarzt oder Augenoptiker Korrekturgläser ein, kann er an der Bewegung der Lichterscheinung erkennen, wann die Fehlsichtigkeit ausgeglichen ist.

Neben der Sehschärfenbestimmung gehören vielfältige Untersuchungen zur gründlichen Überprüfung der Augen:

  • Prüfung der Akkomodation (Nah- beziehungsweise Ferneinstellung des Auges)
  • Prüfung der Augenmotorik
  • Prüfung des räumlichen Sehens im Nah- und Fernbereich
  • Prüfung der Pupillenreaktion
  • Prüfung auf Farbsehschwäche
  • Untersuchung auf Hornhautverkrümmung

Kinder-Sehtest: Zum Augenoptiker oder Augenarzt?

Den Sehtest bei Kindern können beide gleichermaßen durchführen – Augenarzt und Augenoptiker. Ein medizinischer Check der Kinderaugen erfolgt ohnehin separat im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen. Diese sollten bis zum 42. Lebensmonat des Kindes um eine augenärztliche Untersuchung durch den Facharzt ergänzt werden.

Zur Ausstattung des Augenoptikers gehören allerdings spezielle Apparaturen zur Sehschärfenprüfung, die einem Kinderarzt nicht unbedingt zur Verfügung stehen.

Neben der fachlichen Eignung spielen beim Sehtest für Kinder die Umgebung und der Umgang des Augenarztes oder Augenoptikers mit der jungen Testperson eine besondere Rolle. Alles, was bei der Untersuchung nötig ist, sollte kindgerecht erklärt werden. Je spielerischer der Sehtest durchgeführt wird, desto weniger fühlt sich ein Kind bedrängt oder verängstigt. Mit dem Kind daheim schon einmal Augenarzt zu spielen, kann sehr hilfreich sein.

Tipps für einen Kinder-Sehtest daheim

Eltern können mit einfachen Mitteln auf spielerische Weise je nach Alter des Kindes eine Einschätzung der Sehentwicklung und möglicher Sehstörungen ihres Kindes gewinnen.

  • Schaut das Kind zu einer Lichtquelle, wenn sie eingeschaltet wird?
  • Folgt der Kinderblick dem Spielzeug, das vor seinen Augen hin- und her bewegt wird?
  • Greift das Kind gezielt nach Gegenständen, die es beim Herumkrabbeln entdeckt?
  • Versucht es, einen auf sich zurollenden Ball zu greifen?

Das Kuratorium Gutes Sehen e.V. stellt auf seiner Internetseite einen kostenlosen Kinder-Sehtest zum Herunterladen zur Verfügung. Unter Seh-Check.de bietet die Organisation ergänzend einen Online-Sehtest für Kinder an, mit dem sich anhand unterschiedlicher Sehübungen am heimischen Computer, Tablet oder auf dem Smartphone Hinweise auf mögliche Sehstörungen gewinnen lassen.

Sollten sich bei diesen von den Eltern durchführbaren Sehtests und spielerischen Prüfungen Hinweise auf Störungen des kindlichen Sehens ergeben, muss zeitnah eine ärztliche Kontrolle stattfinden. Gerade bei Kindern können sich nicht oder spät entdeckte Fehlsichtigkeiten leicht zu einer dauerhaften Sehschwäche entwickeln.